Systeme der Weltenmacher Blog Philosophie Teil2
Michel Serres ‚Übersetzung’
Determinante: etwas, das einen Sachverhalt oder eine Entwicklung (mit)bestimmt (thefreedictionary.com)
‚Die Zeit ist die Ordnung des nicht zugleich Existierenden. Sie ist somit die allgemeine Ordnung der Veränderungen, in der nämlich nicht auf die bestimmte Art der Veränderungen gesehen wird. Der Raum ist die Ordnung des Koexistierenden, oder die Ordnung der Existenz für alles, was zugleich ist. Der Raum ist die Ordnung der Dinge ohne zeitliche Reihenfolge. (Seite 196)
‚Daher bilden Raum und Quantität die begrenzenden Prinzipien. Das heißt Ordnung und Maß. Die Ordnung, die beiden Ordnungen, Raum und Zeit, des Gleichzeitigen und des Aufeinanderfolgenden, aus denen sich die Quantität der Geschwindigkeit ergibt.’ (Seite 201)
‚Die Frage nach dem Besten ist leicht zu beantworten, sofern man über die Bedingungen bescheid weiß, das heißt über die Begrenzungen, also die Konzepte, die besagte Begrenzungen enthalten.’ (Seite 202)
‚Determinierung, Produktion, Ursprung, Rand- diese vier Ausdrücke sind wechselseitig substituierbar, …’ (Seite 208)
Topologie:
- die philosophische Theorie des Ortes bzw. Feldes, siehe Topologie (Philosophie)
- die Syntax innerhalb eines Satzes, siehe Wortstellung
- ein Teilgebiet der Mathematik, siehe Topologie (Mathematik)
- die Struktur eines mathematischen Raums, siehe Topologischer Raum
- die Lagebeziehungen zwischen Geoobjekten, siehe Geodaten #Topologie
- ein verkehrstechnisches Organisationsprinzip der Raumordnung, siehe System der Zentralen Orte
- den Aufbau der Verbindungen in einem Rechnernetz, siehe Topologie (Rechnernetz)
- die räumliche Anordnung der Teilstrukturen von Makromolekülen in der Biochemie, siehe Topologie (Chemie)
- die Lehre von Kurt Lewin (1890-1947) als Variante der Gestalttheorie, siehe Topologische Psychologie
- die Anordnung der Neuronen im neuronalen Netz, siehe Topologie (Künstliche neuronale Netze)
- die räumliche Anordnung der Teilstrukturen von Zellen und Organen in Biologie und Medizin, siehe Topographische Anatomie
- eine bestimmte Anordnung der Taxa in einem phylogenetischen Baum in der systematischen Biologie, siehe Taxonomie (Biologie)
(Wikipedia.org)
Raum und Zeit könnte man als die beiden Randbedingungen des Universums nach unserer derzeitigen Vorstellung bezeichnen. Beide Begriffe unterliegen dem Konzept der Unendlichkeit, der menschliche Geist jedoch ist nicht dazu im Stande sich dieses Konzept vorzustellen. Sie bilden somit den tangentialen Abschluss unseres Bewusstseins von allem Existierenden. Sie sind Determinanten. Möglicherweise liegt in der Neukonzeption dieser Begriffe der Schlüssel zu einem umfassenderen Systemmodell und zu neuen Topologien.
[2] (zeitlich:) Zukunftsaussicht, Entwicklungsmöglichkeit
[3] Methoden beim Zeichnen: Fluchtpunktperspektive (Wiktionary.org)
‚Eine erste Philosophie gibt es nur unter der Voraussetzung der erschöpfenden Erkenntnis, wie es auch eine erste Entstehung der Dinge nur unter der Voraussetzung der Erschöpfung des Möglichen gibt!’ (Seite 210)
Um eine Aussage zu treffen muss man einen Standpunkt beziehen. Man nimmt eine bestimmte Perspektive ein. Das heißt aber gleichzeitig auch, dass andere Perspektiven ausgeblendet werden müssen um von einem rein passiven, rezipierenden Zustand in einen aktiv Kreativen zu wechseln. Anders gesagt: Entscheidet man sich für etwas, so entscheidet man sich auch gleichzeitig gegen alles was in dieser Entscheidung nicht enthalten ist.
(Wikipedia.org)
Zyklus: Periodisch wiederkehrende gleichartige, ähnliche oder vergleichbare Ereignisse oder Prozesse. (Wikipedia.org)
‚Die Welt ist ein System aufgrund von Einheitlichkeit, Deduktion, Kohärenz. Aber sie ist noch aus einem weiteren Grunde ein System: Die scheinbaren Ausnahmen, Unregelmäßigkeiten, Residuen sind in Wirklichkeit periodische Variationen,…’
‚Die Veränderungen bergen Konstanten, die Abwandlungen Wiederaufnahmen, die Entwicklungen Invarianten.’ (Seite 227)
‚Das Weltsystem ist geschlossen,…’
‚Es bezieht sich schließlich auf eine unveränderliche Ebene deren Parameter Poinsot festgelegt und dann korrigiert hat, der dort das generelle Paar, den eigentlichen Motor des Kreises lokalisiert.’ (Seite 228)
‚Das Weltsystem bringt in seiner Ordnung sämtliche Wissenschaften zum Ausdruck und sämtliche Philosophien und dazu noch ein paar Therapien.’ (Seite 228)
‚Alle Reisen führen im Kreis herum, auf dem Erdball, im Raum oder auch in der Metapher der Ideen.’ (Seite 228)
‚Die Ordnung des Fortschritts verhält sich symmetrisch zum Fortschritt der Ordnung, und die Revolution gewinnt ihre alte astronomische Bedeutung der rhythmisierten Erhaltung zurück.’ (Seite 229)
‚Welt, System und Enzyklopädie sind Zyklen.’ (Seite 230)
Aggregat:
- allgemein eine äußerliche Verbindung von Elementen, siehe Aggregat (Philosophie)
- eine funktionale Vereinigung mehrerer Geräte oder Maschinen, siehe Aggregat (Technik)
- in der biologischen Systematik die Zusammenfassung schwer unterscheidbarer Arten, siehe Sammelart
- in der Mineralogie einen Mineralverbund, siehe Mineral-Aggregat
- in der Informatik eine Zusammenfassung von Klassen (Wikipedia.org)
Leibniz laut Serres: ‚Jeder organische Körper- und jeder Körper ist organisch- ist ein unendlich verschachteltes Aggregat, ganz wie die Zahlensysteme selbst, und mit seiner beherrschenden Monade versehen, wobei jede der ineinander verschachtelten Teilmengen seine eigene beherrschende Monade besitzt.’ (Seite192)
,Von den Wurzeln her ist die Enzyklopädie geschwängert mit den Dingen, wie die Dinge selbst. Charakteristik, logisch-grammatisches Wissen, Kombinatorik, Arithmetik und Theorie der Proportionen, Geometrie und Funktionenrechnung, Figuren der Determinierung und des klar Unterschiedenen, Mechanik, Physik, die Wissenschaften der Erde, des Bodens, Physiologie der Gefühle…Die Ordnung der Erzeugung der Wissenschaften entspricht der Ordnung der Erzeugung der Dinge.’ (Seite 211)
Energie ist nötig, um einen Körper zu beschleunigen oder um ihn entgegen einer Kraft zu bewegen, um eine Substanz zu erwärmen, um ein Gas zusammenzudrücken, um elektrischen Strom fließen zu lassen oder um elektromagnetische Wellen abzustrahlen. Pflanzen, Tiere und Menschen benötigen Energie, um leben zu können. Energie benötigt man auch für den Betrieb von Computersystemen, für Telekommunikation und für jegliche wirtschaftliche Produktion.
(Wikipedia.org)
Dimension:
- die in einem Größensystem festgelegte Dimension einer physikalischen Größe, siehe Dimension (Größensystem)
- die Anzahl der Freiheitsgrade in einem bestimmten mathematischen Raum im Allgemeinen, siehe Dimension (Mathematik)
- die Anzahl der Freiheitsgrade eines kommutativen Rings, siehe Dimension (kommutative Algebra) (Wikipedia.org)
Wenn das Leben aus oszillierenden Systemen besteht, dann muss ein jedes solches System bestimmt
werden. Durch eine systembildende Grammatik. Durch Elemente. Aber von wem wurden und werden Systeme bestimmt? Oder besser von wo? Wenn man das Universum als System betrachtet, dann bestimmt man nach dem derzeitigen Wissen der Physik den Urknall als Systeminitiator. Er legt das System fest. Er schiebt es an, versorgt es mit Energie. Ab dem Zeitpunkt des Knalls spricht man von einer Expansion. Müsste aber einer solchen Expansion nicht etwa eine Akkumulation oder jedenfalls ein energetisch extrem gesättigter Zustand vorausgehen? Diese Überlegung würde die Vorstellung von allgegenwärtigen oszillierenden Systemen untermauern. Wie erklärt man sich dann aber den Zeitpunkt und den Grund für den Wechsel von Energieansammlung zu Ausdehnung? Jede Form von Schöpfung benötigt Energie. Könnte vielleicht bei der Übertragung dieser Energie auch gleichzeitig eine Art ;Dimensionssprung’ vollzogen werden? Intensivere Beschäftigung mit dem Phänomen der Singularität könnte in diesem Zusammenhang sinnvoll sein. Ob Energie sich plötzlich dazu ‚entschließt’ zu expandieren, ob die von Menschenhand erschaffene virtuelle Welt des Computers die energetische Speisung mit Strom aus der ‚realen’ Welt benötigt, oder ob sich 2 Lebewesen dazu entschließen durch ihre Vereinigung 1 Neuen zu schaffen, immer könnte man neben einer Form der Energieübertragung auch mit einer Art Dimensionssprung argumentieren. Existiert Leben möglicherweise nur um Leben zu schaffen? Um sich selbst zu erhalten?
- HS Thermodynamik >> Energie kann nicht erzeugt werden und geht nicht verloren
- HS Thermodynamik >> Alle Energieumwandlungen laufen so ab, dass mindestens ein Teil der wertvollen Energie in relativ wertlose, ‚ unordentliche’ Energieformen umgewandelt wird.
Hieße das etwa, dass nachfolgende Energieformen niedriger einzustufen wären, als Vorhergehende?
Oder staut eine Lebensform im Laufe seines Lebens überschüssige Energien auf, um einen Teil davon weiterzugeben?
Bei Fortpflanzung der meisten Lebewesen werden 2 erprobte ‚Systeme’ zu einem Neuen zusammengefasst. In diesem Falle geht dem neuen System ein Überschuss von Information und möglicherweise auch von Energie voraus. Im Normalfall entsteht eine Optimierung der alten Systeme. Dies entspricht der allgemeinen Vorstellung von Fortschritt. Nicht so bei Zellteilung (Mitose). In dem Fall wäre das neue Produkt auch das Alte und ist somit lediglich eine Kopie. Der Fortschritt ist hierbei nur quantitativ, nicht qualitativ zu sehen.
Paradigmenwechsel: Als Paradigmenwechsel wird eine (oft radikale) Änderung des Blickwinkels auf ein wissenschaftliches Feld, auf dessen Paradigma, bezeichnet, wenn durch diese Änderung die Grundlage für eine Weiterentwicklung der Forschung und des bereits vorhandenen Wissens gegeben wird. (Wikipedia.org)
Um über den Rand eines oszillierenden Systems blicken zu können müsste man, vorausgesetzt man erkennt die Vorstellung eines multidimensionalen Universums an, sei es nun parallel geartet oder nach dem Prinzip der russischen Puppen, dazu im Stande sein sich mehr Dimensionen erklären zu können, als im vorhandenen System vorherrschen.
Dieser Prozess setzt eine Befreiung des Geistes voraus, einen Perspektivenwechsel, wie er im platonschen Höhlengleichnis erklärt wird.
Wenn nun aber das Fassungsvermögen des menschlichen Geistes an sich ebenso Teil des festgelegten Systems ist, in dem wir uns bewegen, dann erscheint es unmöglich, sich etwas darüber hinaus auch nur vorstellen zu können. Anders formuliert: Kann der menschliche Geist womöglich die Begriffe ‚Nichts’ und ‚Unendlichkeit’ deshalb nicht in seiner Vorstellung ‚reproduzieren’, weil er in eine Ansammlung von Materie geboren wurde und Kreativität gar nicht dazu in der Lage ist Noch-nicht-da-gewesenes zu denken, sondern nur vorhandenes zu kombinieren?!
Diese Annahme wäre ganz im Sinne von Theodor W. Adorno, der bemerkte, ‚alles stecke schon in der Klaviatur.’
Das ,Neue’ würde somit gar nicht existieren; nur das ‚Andere’
Das kreative Potential des Menschen ist unter dieser Annahme etwa Das eines Jongleurs. Schöpfungs- und Entwicklungsmöglichkeiten hängen davon ab wie reichhaltig und komplex sich das System gestaltet, in das man hineingeboren wird.
Monadologie: Die Monadologie (von griechisch monas: Eins, Einheit) ist die von Gottfried Wilhelm Leibniz begründete Monadenlehre und Titel des Werkes von 1714, in dem er diese in 90 Paragraphen darlegt. Die dort erläuterte Monadologie ist die Lehre von den Monaden oder einfachen Substanzen bzw. letzten Elementen der Wirklichkeit und ist das zur Lösung metaphysischer Probleme dienende Kernstück der Philosophie Leibniz’. (Wikipedia.org)
Nimmt man das Monadenmodell von Leibniz zur Hand, so ist jedes Lebewesen (das eine mehr, das andere weniger) durch seine Teil-Ganzes Verbindung mit dem Ursprung (Gott) möglicherweise dazu in der Lage, größere Wahrheiten zu erahnen, zu erspüren. Und dabei kommt es nicht darauf an, ob es seinen Fokus in die Ferne, oder auf sein Innerstes richtet. Die Systeme und Gesetzmäßigkeiten sind im unendlich Großen, wie auch im verschwindend Kleinen gleichermaßen erkennbar.
Die Sehnsucht nach dem Ursprung lässt uns seit jeher nach einer Antwort suchen.
Man will Gewissheit, man will verstehen. Den Grund erfahren für alles was uns umgibt. Die richtige, einzige Perspektive einnehmen können, auch wenn dies bedeute alle Perspektiven zuzulassen.
Um ein System zu begründen muss man eine Perspektive einnehmen. Dies gilt aber nur für ein abgeschlossenes System. Ein nicht abgeschlossenes System lässt alle Perspektiven zu. Alle die es gibt und alle die es noch geben wird. Ständige Expansion als Funktion, als Motor die Möglichkeit, durch die unendliche Vielzahl an Perspektiven, sowie deren praktischer Anwendung, an sich selbst zu experimentieren und zu wachsen. Auch das könnte eine Theorie sein.
Vielleicht liegt die Bestimmung des Menschen ja wirklich darin, die herrschenden Systeme immer mehr zu begreifen, Dimensionen zu transzendieren und mit der Zeit selbst immer wirksamere und autonomere Systeme zu schaffen.
Was auch immer ‚mit der Zeit’ bedeuten mag.
Gemäß Serres Methodik der Übersetzung stellt sich schlussendlich die Frage, wie man das Erkennen von Systemen und die Mechaniken die Sie zum funktionieren bringen für die Architektur nutzbar machen kann. Jedes Gebäude und jeder Gebäudekomplex ist ein System oder ein System von Systemen. Mit der Entscheidung für ein in der jeweiligen Situation angebrachtes System werden bestimmte Atmosphären erzeugt. Wenn man z.B. mehrere Systeme parallel anordnet, könnte man dadurch den Focus auf ein ‚Nebeneinander’ richten. Konkurrenz oder Interaktion würden hervorgehoben. Mit Superstrukturen, also Systemen in Systemen, schüfe man Inseln, gezielte Intimitäten, autonome Bereiche. Auch feine Abstufungen bezüglich Öffentlichkeit und Privatsphäre sind möglich. Gezieltes Lenken von Perspektiven richtet das Augenmerk auf eine starke Inszenierung. Das Zulassen eines breiten Spektrums an Perspektiven erzeugt ein Gefühl von Freiheit und lädt zur Improvisation ein. Die Anordnung von Materien nebeneinander, von Räumen zueinander und auch die spezifische Auslegung von Zeit kann durch Konstellationen und Wegführungen beeinflusst werden. Einsatz- und Kombinationsmöglichkeiten von Systemen in der Architektur sind genauso unerschöpflich, wie in jeder anderen Profession oder Wissenschaft. Die Randbedingungen bildet nur das eigene Vorstellungsvermögen.
Und an diesem Punkt zeigt sich einmal mehr der immer wiederkehrende Zyklus, den Michel Serres in eben behandeltem Buch, wie auch schon Leibniz und viele andere Philosophen zuvor, beschrieben hat. Vom Makro- in den Mikrokosmos, Systeme beinhalten Systeme und alle ähneln sich, alle sind kohärent.
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